Sebastian Vettel fährt klassische Motorräder des Motorradmuseums

Fotos ©Markus Jans für Red Bulletin

Sebastian Vettel – Ein Biker wie wir – fährt Motorräder aus dem 1. Österreichischen Motorradmuseum

Sein Job ist hart. Er macht ihn perfekt und ist der unbestrittene Superstar des Automobilrennsports. Weltweit, international. Sebastian Vettel. Regierender Weltmeister mit dem vierten Titel in Serie.

Friedrich Ehn, Lehrer und Direktor an der Wiener KFZ- Berufsschule, Motorjournalist, Buchautor und Motorradsammler der ersten Stunde, dessen Motorräder bereits 1971 anlässlich der Jochen Rindt Show 1971 vom damaligen neunfachen Motorradweltmeister Mike Hailwood besichtigt werden, gründet 1980 das erste Motorradmuseum Österreichs. www.motorradmuseum.at.
Mit über 300 klassischen und historischen Zweirädern die er in seinem eigenen Museumsgebäude in Sigmundsherberg ausstellt. Er hat auch seinen Lebensmittelpunkt in diese Museumsgemeinde verlagert. (Z.B. Räder Classic gemeinsam mit dem KFZ- und Eisenbahnmuseum).

Der große Tag:

Vergangenen Sommer der Anruf meines langjährigen Freundes und Journalisten Werner Jessner, der für das Magazin „The Red Bulletin“ arbeitet. Sebastian Vettel fährt „zur Entspannung“ gerne Motorrad. Da könnten wir ihm vor dem FI Finale im Herbst eine große Freude machen. Bist dabei, bringst ein oder zwei Maschinen mit?“ Was für eine Frage, selbstverständlich ist es mir eine Ehre, wenn der Weltmeister meine Maschinen „äußerln“ führt. Die Zeit geht ins Land, die Sache nimmt Formen an. Also: nix aus der „Neuzeit“, oder BMWs oder Puchs, die jeder hat. Was ganz besonderes muss es sein, und vor allem darf es keine „lebende“ Marke mehr sein, wegen Marken – Eifersüchteleien und so… Die Auswahl aus dem Fundus des Museums fällt schwer, nicht „was soll ich nehmen“, sondern die Kunst des Weglassens ist gefragt. Und dann noch jede Menge Sonderwünsche von historischer Werkstättenausrüstung bis zur historischen Bekleidung kommen auf mich zu. Ebenso nimmt die Organisation für das Fotoshooting Dimensionen an: Beleuchter, Fotografen, Maske, Kostüme, Catering Bus, alles mehrfach besetzt und mit Assistenten. Schlussendlich sind rund dreißig Personen am Set. Und ich bin mit fünf Motorrädern – zum Fahren und für die Standaufnahmen, jeder Menge Zubehör, Benzin und Öl sowie Werkzeug für alle Fälle mit dabei. Am 25. September 2013 bin ich mit dem Kastenwagen des Museums, geschlossenem Anhänger und meinen Freunden Gerhard Malzer und Ulrich Ruckenbauer unterwegs zum Drehort am Furkajoch bei Dornbirn.

Die Passhöhe. Ein traumhaft schöner Tag wirft seine langen Schatten in die noch kühle Bergluft, wir packen Motorräder und Accessoires aus, die Crew baut alles für die Standaufnahmen auf. Neun Uhr, Sebastian Vettel steigt aus seinem Porsche Boxster. Pullover, Jeans, freundliches Lächeln im Gesicht. Servus, ich bin der Sebastian. Und ich bin der Fritz, hier sind die Maschinen: Ariel Sloper 500 Bj. 1931, ein früher Vierventiler. Brough Superior 680 Overhead Bj. 1933, die Marke die auch „Lawrence von Arabien“ fuhr. Norton International 500, Bj. 1935 eine Rennmaschine aus 1935. Rudge Ulster 500 Bj. 1937, ein Vierventil Supersportler mit Bronze- Zylinderkopf und eine Scott Squirrel (Eichhörnchen) 600 Bj. 1938 mit wassergekühltem Zweizylinder Zweitaktmotor. Sebastians Lächeln verbreitert sich zu einem genüsslichen Grinsen, als ihm Werner „Jessi“ Jessner den speziell zu diesem Anlass angefertigten Jet Helm mit den Insignien seiner Sponsoren, lackiert mit Flüssigmetall, überreicht. Meine Erklärungen über die mechanische Zünd- und Vergaserverstellung der Maschinen hört er kaum noch und meine Bemerkung, dass die Bremsen der Maschinen im Vergleich zu heutigen bestenfalls als „Entschleunigungseinrichtung“ zu sehen sind, gehen im Gebrüll des offenen Auspuffrohres der Norton Inter unter, der Champ sitzt im Sattel und gibt Gas. Und wie. Intuitiv macht dieser „Natural Born Biker“ alles richtig, treibt die Maschine gekonnt den Berg rauf und runter, die Kurven fährt er trotz der harten und kalten Reifen in voller Schräglage. Nach etlichen Durchgängen, inzwischen von der Fotocrew in jeder „Fahrlage“ abgelichtet, vom Fahrbahnrand und vom Begleitwagen aus, steigt er von der Norton, um sich die Scott vorzunehmen, die ihm infolge ihrer sophistischen Zweitakt – Technik ganz besonders liegt. Nach einer guten Stunde weiterer Fotofahrten kommt er zum Drehort für die Standaufnahmen herein. Völlig entspannt, fröhlich gelaunt. Bei den folgenden Standaufnahmen bei dem ich ihm als „Werkstattmann im Blaumax“ assistieren darf, führen wir „an guatn Schmäh“. Ja, er hat schon als Schüler mit seiner Schwester eine Vespa bekommen, aber sehr schnell musste es eine Cagiva Mito (Anm. extrem scharfe 125er im Look einer Ducati 916) sein. Und dann folgten etliche weitere „Mopeds“. Derzeit fährt er die schnellste Serien BMW, die S 1000 RR. Obwohl: „ich bin keiner, der die Reifen bis zur letzten Kante abfährt. Und man braucht sehr viel Gefühl und Praxis, um eine Motorrad wirklich an seinem Limit zu bewegen“. Auch zwei Oldtimer stehen in seiner Garage: „Eine BMW R51/3 aus 1954. So eine hatte mein Opa und ich habe so ein Bike gefunden und werde es restaurieren. Und auch eine alte Vespa“.
Der Tag neigt sich, die Schatten werden lang. Servus Sebastian, du bist ein Biker wie wir. Und in deinem Brotberuf alles Gute zum vierten WM Titel.

Mein ganz besonderer Dank gilt der „Red Bull“ Organisation, die diese Fotostrecke ermöglichte.

Die ganze Story ist erschienen im Magazin „The Red Bulletin“, Ausgabe November 2013.

https://www.redbull.com/at-de/vettel-blog-termine-abseits-des-allt%C3%A4glichen

https://www.speedweek.com/formel1/news/47422/Sebastian-Vettel-Motorrad-als-Mittel-zur-Freiheit.html

Fotos ©Fritz Ehn